Bildungspolitik in Österreich – ein Trauerspiel in xxx(?) Akten….

Diese Woche ging er durch die Medien – der Evaluationsbericht zur NMS, der „Neuen Mittelschule“, dem Prestigeprojekt der ehemaligen Bildungsministerin Claudia Schmied. Eine Expertengruppe um den emeritierten Salzburger Bildungswissenschaftler Ferdinand Eder war damit beauftragt, die NMS der ersten und zweiten Generation zu evaluieren und zu schauen, ob die hochgesteckten Erwartungen erfüllt werden konnten.

Hier einige Links zu dieser Studie:

Zusammenfassung des Evaluationsberichts

Präsentation des Evaluationsberichts

Es wird alle, die als Praktiker in der Schule arbeiten, nicht wirklich überrascht haben, dass die Ergebnisse gelinde gesagt durchwachsen sind. Doch ein Grundtenor war in allen medialen Stellungnahmen gleich einmal zu hören: Schuld ist nur die „magelhafte Umsetzung“ an einzelnen Standorten. Also wer ist Schuld? Natürlich das mediale Lieblingsfeindbild, die Lehrerinnen und Lehrer.

Als Leiter einer Schule, wo bis zu elf LehrerInnen/Schuljahr an Neuen Mittelschulen als Bundeslehrer im Teamteachingeinsatz waren, habe ich den Arbeitseinsatz, das Engagement und den leidenschaftlichen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen hautnah erleben dürfen, habe gesehen, wie sich alle Beteiligten egal ob Hauptschul- oder AHS-Lehrer zerfranst haben, um die neuen Methoden, Unterrichtsformen und Projekte umzusetzen, habe gesehen, wie toll hier gearbeitet wurde und wird.

Aber ich habe auch die Probleme gesehen, die Streichung mancher Zusatzstunden, vor allem aber auch die Tatsache, dass die NMS als „dritter Schultyp“ neben der klassischen Hauptschule und der Unterstufe der AHS eingeführt wurde. Ich musste mit ansehen, dass die Eltern – ziemlich verunsichert, was dieses Projekt denn nun werden soll – ihr KInd lieber in der altbekannten AHS-Unterstufe angemeldet haben, und damit erlebte ich auch das Scheitern einer wesentlichen Voraussetzung für das Funktionieren dieses Schultyps, nämlich das Miteinander der begabtesten SchülerInnen mit den Schwächeren. Die leistungsstärksten SchülerInnen waren nicht da.

Der mangelnde Wille und Mut zur Einführung der Gesamtschule der 10-14jährigen ist für mich der Hauptgrund für die Fehlentwicklungen, die der Evaluationsbericht aufzeigt. Und dazu hat man, ohne die versprochene Überprüfung der Schulversuche abzuwarten, in einem Anflug von „Reformwahn“ die NMS noch dazu zur Regelschule gemacht und damit auch die in unseren Breiten gut funktionierende „Landhauptschule“ klassischer Prägung an die Wand gefahren.

Eine professionelle Vorgangsweise bei  einer so tiefgreifenden Reform hätte

a) die Lehrerausbildung reformiert und dabei Aspekten wie „innerer Differenzierung“ und „Teamteaching“ mehr Raum gegeben.
b) das Dienstrecht vereinheitlicht – Motto „wer die gleiche Arbeit leistet, muss auch das Gleiche verdienen“.
c) dann die reformpädagogischen Ansätze in einem Schulversuch getestet und schließlich – NACH der Evaluation –
d) die organisatorischen Weichen gestellt und die Gesamtschule eingeführt.

Dieser Prozess dauert 10-15 Jahre. So aus dem Bauch geschätzt. Aber das Denken und die Visionen der uns regierenden Politiker reicht offensichtlich maximal eine Legislaturperiode lang – und daher werden irgendwelche populistischen „Reformen“ ausgeheckt und umgesetzt, die auf Applaus der breiten Masse zielen, aber nicht die Herausforderungen der Zukunft, ja nicht einmal der Gegenwart zu lösen imstande sind. Es ist zum Davonlaufen…….

Einen sehr guten Artikel zum Thema habe ich hier gefunden, und da gibts auch viele weiterführende Links.  Aber ich denke, das ist nicht der letzte Beitrag, den ich zu diesem Thema verfasst habe………

 

 

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